Die Diskussion um den Schwangerschaftsabbruch in der medizinischen Zeitschriftenliteratur des frühen 20. Jahrhunderts mit besonderer Berücksichtigung der "Statusfrage"
- Die ärztliche Diskussion über den künstlichen Abort wurde in 3 Schritten untersucht: zunächst die quantitative Analyse aller Artikel zum Thema, die zwischen 1900 und 1930 in der DMW, MMW oder dem Zentralblatt für Gynäkologie veröffentlicht wurden, dann die inhaltliche Analyse der Artikel, die Hinweise zur Statusfrage enthielten und zuletzt die Analyse persönlicher Merkmale der Autoren.
Es zeigte sich, dass die Zahl der Publikationen in den 3 Zeitschriften nahezu parallel verlief, was sich meist gesellschaftspolitischen Ereignissen zuordnen ließ. Ab 1917 wurden Bevölkerungspolitik und Rassenhygiene stärker diskutiert. Zur Statusfrage wurde am häufigsten der Standpunkt vertreten, dass das Ungeborene zwar moralisch zu berücksichtigen sei, aber das Leben (und meist auch die Gesundheit) der Mutter wichtiger seien. Die Autoren, die Aussagen zur Statusfrage machten, waren in der Mehrzahl männliche Gynäkologen; Frauen oder jüdische Autoren forderten eher eine Lockerung des Abtreibungsverbots.